Azure Storage Account: Redundanz, Zugriffsklassen und Kosten im Griff behalten

Wenn du Azure Storage Account nutzt, schaffst du die Basis für zahlreiche Cloudanwendungen. Ob du Backups sicherst, Logdaten sammelst, statische Assets bereitstellst oder Rohdaten für Data Warehouses und Machine Learning speicherst – Blob Storage wächst flexibel mit deinen Anforderungen. Ohne ein klares Verständnis der Redundanzoptionen, Zugriffsklassen und des Kostenmodells kann ein vermeintlich günstiger Service jedoch schnell teuer werden. In diesem Artikel erfährst du, wie du Ausfallsicherheit einrichtest, das passende Zugriffstier auswählst und mit Lifecycle Management sowie Monitoring die Kosten dauerhaft im Griff behältst.
Redundanzoptionen – Regional oder Global verfügbar
Redundanz schützt deine Daten vor Hardwareausfällen innerhalb eines Data Center, Zonenausfällen innerhalb einer Region oder gar vollständigen Regionausfällen. Azure bietet dazu vier Optionen:
Bei Locally Redundant Storage (LRS) speichert Azure drei Kopien deiner Blobs innerhalb des gleichen Data Center. Die Kosten liegen im Hot-Tier bei etwa 1,80 Cent pro Gigabyte pro Monat für die ersten 50 Terabyte und sinken bei höheren Volumina leicht ab.
Wer gegen Zonenfehler innerhalb einer Region geschützt sein möchte, wählt Zone Redundant Storage (ZRS). Hier verteilt Azure die Kopien über drei Availability Zones, was mit rund 2,10 Cent pro Gigabyte zu Buche schlägt. Das entspricht etwa 17 % Mehrkosten gegenüber LRS.
Über diese regionalen Optionen hinaus gibt es Geo-Redundant Storage (GRS). Dabei kombiniert Azure LRS mit asynchroner Replikation in eine zweite, geografisch entfernte Region (zum Beispiel West Europe nach North Europe). Der Aufpreis liegt im Hot-Tier bei circa 3,50 Cent pro Gigabyte, also rund 94 % teurer als LRS.
Wer neben Geo-Replikation auch Zonenschutz in der Primärregion benötigt, greift zu Geo-Zone-Redundant Storage (GZRS). Diese Variante kostet etwa 4,10 Cent pro Gigabyte und bietet das höchste Maß an Ausfallsicherheit. Das sind etwa 128 % Mehrkosten im Vergleich zu LRS.
Ein wichtiger Zusatz zu GRS und GZRS: Standardmäßig ist der Zugriff auf die sekundäre Region erst nach einem expliziten Failover möglich. Mit den Varianten Read-Access Geo-Redundant Storage (RA-GRS) und Read-Access Geo-Zone-Redundant Storage (RA-GZRS) erlaubt Azure jedoch Lesezugriffe auf die sekundäre Region ohne Failover. Dadurch steigt die Verfügbarkeit, da du im Notfall oder für spezielle Leseanwendungen direkt aus beiden Regionen lesen kannst, zum Beispiel für Disaster-Recovery-Tests oder globale Reporting-Szenarien. Beachte außerdem, dass bei der Nutzung von GRS und GZRS nicht nur die höheren Speicherkosten anfallen, sondern auch zusätzliche Gebühren für die Replikation der Daten in die sekundäre Region berechnet werden. Für jedes Gigabyte, das in eine geo-redundante Region repliziert wird, erhebt Azure einen separaten Preis pro übertragenem Gigabyte. Diese Kosten solltest du bei der Planung und Kalkulation unbedingt berücksichtigen, insbesondere wenn regelmäßig große Datenmengen gespeichert oder aktualisiert werden.
Redundanzoption | Schutz vor Ausfällen | Speicherort(e) | Lesezugriff auf Sekundärregion | Speicherpreis | Typische Anwendungsfälle |
---|---|---|---|---|---|
LRS (Locally Redundant Storage) | Hardwarefehler im Rechenzentrum | 1 Data Center | Nein | niedrig | Logs, Backups, nicht-kritische Daten |
ZRS (Zone Redundant Storage) | Zonenfehler in einer Region | 3 Availability Zones | Nein | mittel | Webanwendungen, höhere Verfügbarkeit |
GRS (Geo-Redundant Storage) | Regionausfall | 1 Primär- + 1 Sekundärregion | Nein (außer Failover) | hoch | Compliance, Disaster Recovery |
RA-GRS (Read-Access GRS) | Regionausfall | 1 Primär- + 1 Sekundärregion | Ja | hoch+ | Globale Reports, Notfall-Lesezugriffe |
GZRS (Geo-Zone-Redundant Storage) | Zonen- & Regionausfall | 3 Zonen + 1 Sekundärregion | Nein (außer Failover) | sehr hoch | Höchste Ausfallsicherheit, Compliance |
RA-GZRS (Read-Access GZRS) | Zonen- & Regionausfall | 3 Zonen + 1 Sekundärregion | Ja | sehr hoch+ | Globale Leseanwendungen, DR-Tests |
Für nicht-kritische Daten wie Logs oder temporäre Backups reicht LRS in der Regel aus. Wenn dein Geschäftsprozess bei einem Zonenfehler nicht unterbrochen werden darf, erhöht ZRS die Verfügbarkeit. Compliance-Anforderungen oder Disaster-Recovery-Szenarien verlangen oftmals GRS oder GZRS, weil hier ein vollständiger Geo-Failover möglich ist.
Zugriffsklassen – Anwendungsfälle und Preisfallen
Azure Storage Account steht dir in vier Zugriffstiers zur Verfügung.
Im Hot-Tier zahlst du aktuell rund 1,80 Cent pro Gigabyte im Monat. Hier sind Lese- und Schreibzugriffe sehr günstig, was bei stark genutzten Daten wie Mediendateien oder aktiven Datenbanken entscheidend ist.
Im Cool-Tier sinkt der Speicherpreis auf etwa 0,88 Cent pro Gigabyte, das sind rund 51 % weniger Kosten als im Hot-Tier. Lesende und schreibende Zugriffe sind hier aber deutlich teurer. Cool eignet sich, wenn du Daten speicherst, die zwar verfügbar bleiben müssen, aber nur gelegentlich abgerufen werden, zum Beispiel Monatsreports oder historische Logs.
Das Cold-Tier ist mit ungefähr 0,39 Cent pro Gigabyte das günstigste Speichertier für sehr selten genutzte Daten. Das entspricht etwa 78 % weniger Kosten als im Hot-Tier. Hier klettern die Zugriffsgebühren weiter und liegen weit über denen des Hot-Tiers. Nutze Cold für Daten, auf die du vielleicht einmal pro Quartal zugreifst.
Für Daten, die du kaum oder nie brauchst, bietet das Archive-Tier mit rund 0,15 Cent pro Gigabyte die niedrigsten monatlichen Kosten, das sind etwa 92 % weniger Kosten als im Hot-Tier. Beachte jedoch, dass eine Wiederherstellung mehrere Stunden dauern kann und mit hohen Lesekosten verbunden ist.
Viele Teams unterschätzen die Kosten für Operationen und Datenübertragungen. Jeder Lesezugriff, jedes Listing und jeder Egress verursacht zusätzliche Gebühren. Wenn du etwa Tausende kleiner Blobs im Cool-Tier mit einem Analyse-Tool abfragst, können die Operationen schnell teurer werden als der Speicher selbst. Das solltest du bei deiner Kostenkalkulation immer einplanen.
Tier | Speicherpreis | Zugriffsgebühren | Beispiel-Anwendungsfälle |
---|---|---|---|
Hot | hoch | sehr niedrig | Webanwendungen, Medien-Streaming, operative Datenbanken, Echtzeit-Analysen |
Cool | mittel | höher als Hot | Backup-Daten, monatliche Reports, selten abgerufene Logs, Daten für Data Warehouses |
Cold | niedrig | deutlich höher als Cool | Compliance-Archive, historische Sensordaten, abgeschlossene Projekte |
Archive | sehr niedrig | sehr hoch | Langzeitarchivierung von Verträgen, Steuerunterlagen, Backup-Images |
Premium | sehr hoch | sehr niedrig, nach Performance-Modell | OLTP-Datenbanken, Finanztransaktionen, KI-Workloads, Echtzeit-Streaming mit hoher IOPS |
Premium-Tier – Für höchste Performance und Zuverlässigkeit
Der Premium-Tier im Azure Storage Account ist für Anwendungen mit höchsten Anforderungen an Latenz und Durchsatz konzipiert, zum Beispiel Datenbanken oder Echtzeitanalysen. Im Unterschied zu den Standard-Tiers kommen SSDs zum Einsatz, was für sehr niedrige Latenzen und konstant hohe Performance sorgt – unabhängig von Datenmenge oder Zugriffsmuster.
Die Abrechnung erfolgt nicht nur nach Speicherplatz, sondern auch nach bereitgestellter Performance wie reservierter Kapazität und IOPS. Die Preise liegen meist um den Faktor 10 über den Standard-Tiers. Für klassische Backups oder Archivierung ist Premium daher nicht wirtschaftlich. Außerdem sind nicht alle Standardfunktionen wie das Archive-Tier oder vollständiges Lifecycle Management verfügbar.
Setze den Premium-Tier gezielt für geschäftskritische Workloads ein, bei denen Performance und Zuverlässigkeit wichtiger sind als niedrige Speicherkosten. Für die meisten Anwendungsfälle reichen die Standard-Tiers aus.
Kostenmodelle verstehen – Speicher ist nur der Anfang
Die Speicherkosten sind nur ein Teil der Rechnung. Azure verlangt Gebühren für Lese- und Schreiboperationen, für Metadata-Updates und für Daten, die aus Azure heraus transferiert werden. Ein Beispiel aus der Praxis: Wenn du 1000 Lesezugriffe auf jeweils fünf Gigabyte große Blobs im Cool-Tier ausführst, zahlst du pro Monat vielleicht nur ein paar Euro für den Speicher, aber die Operationen können dich 20 oder 30 Euro kosten.
Daher solltest du deine Anwendung so gestalten, dass sie statt vieler kleiner Zugriffe größere Leseschritte durchführt oder Caching nutzt. Alternativ kannst du auch Blob Index Tags einsetzen, um selektiver zu suchen und weniger Operationen auszulösen.
Eine hilfreiche Ressource für die Kostenplanung ist die Microsoft-Dokumentation mit Beispielrechnungen. Dort findest du typische Szenarien und siehst, wie sich Speicher-, Zugriffs- und Übertragungskosten zusammensetzen. Am Ende musst du jedoch individuell abschätzen, wie viele Operationen und wie viel Datenverkehr in deinem Anwendungsfall anfallen. Mit diesen Werten kannst du dann im Azure Pricing Calculator eine realistische Kostenschätzung für deinen Storage Account erstellen.
Lifecycle Management – Automatisierte Kostensenkung
Mit Lifecycle Management in Azure Storage Account definierst du Regeln, die Daten basierend auf ihrem Alter automatisch in günstigere Tiers verschieben oder löschen. Du kannst etwa festlegen, dass Logs nach 30 Tagen ins Cool-Tier wandern, nach 90 Tagen ins Cold-Tier und nach einem Jahr ins Archive-Tier. Historische Daten, die nach 365 Tagen keinerlei Bedeutung mehr haben, lassen sich automatisch löschen.
Diese Regeln konfigurierst du entweder im Azure Portal oder als Code über ARM, Bicep oder Terraform. Teams, die solche Lifecycle Policies von Projektbeginn an einsetzen, berichten von Reduzierungen ihrer Speicherkosten um bis zu 50 Prozent.

Source: Microsoft Learn
Lifecycle Management Regeln lassen sich aber auch bequem mit Infrastructure as Code konfigurieren. Hier ein Beispiel in Bicep:
resource storageAccount 'Microsoft.Storage/storageAccounts@2022-09-01' existing = {
name: 'mystorageaccount'
}
resource lifecycleMgmt 'Microsoft.Storage/storageAccounts/managementPolicies@2022-09-01' = {
name: 'default'
parent: storageAccount
properties: {
policy: {
rules: [
{
enabled: true
name: 'move-hot-to-cold'
type: 'Lifecycle'
definition: {
filters: {
blobTypes: [
'blockBlob'
]
prefixMatch: [
'data/'
]
}
actions: {
baseBlob: {
tierToCold: {
daysAfterModificationGreaterThan: 30
}
}
}
}
}
]
}
}
}
Weitere Tipps und Best Practices
Azure Storage Account bietet zahlreiche Funktionen, um Daten sicher und effizient zu verwalten.
Mit Soft Delete schützt du dich vor versehentlichem Löschen, indem gelöschte Blobs für einen definierten Zeitraum wiederherstellbar bleiben.
Blob Versioning speichert automatisch frühere Dateistände, sodass du Änderungen jederzeit rückgängig machen kannst. Achte hier darauf, dass Versionierung zusätzliche Speicherkosten verursacht, da jede Version eines Blobs separat abgerechnet wird. Hier hilft eine Lifecycle-Management-Regel, um alte Versionen nach einer bestimmten Zeit zu löschen und so die Kosten im Griff zu behalten.
Über Blob Index Tags kannst du Blobs mit Metadaten versehen, gezielt suchen und Lifecycle-Regeln noch granularer anwenden. Das ist besonders nützlich, wenn du große Mengen an Blobs verwaltest und schnell auf bestimmte Daten zugreifen musst. Tags helfen dir, die Suche zu optimieren und die Kosten für Operationen zu senken, da du weniger Blobs scannen musst.
Mit Static Website Hosting lassen sich statische Webseiten direkt aus dem Storage Account bereitstellen, ohne eigenen Webserver. Das ist ideal für einfache Landing Pages, Dokumentationen oder statische Assets. Achte hier darauf, dass du die Kosten für den Datenverkehr (Egress) im Blick behältst, da diese bei statischen Webseiten schnell ansteigen können.
Fazit
Azure Storage Account kann extrem kosteneffizient sein, wenn du Redundanzoption, Zugriffsklasse und Zugriffsmuster gezielt kombinierst. LRS und Cool-Tier sind für viele Szenarien ausreichend, ZRS sorgt für höhere Verfügbarkeit, GRS und GZRS für Geo-Failover. Vergiss nicht, auch Operationen und Egress-Kosten zu kalkulieren. Implementiere Lifecycle Management, um ungenutzte Daten automatisch zu verschieben oder zu löschen. Wer diese Konzepte von Beginn an beachtet, betreibt seine Datenspeicherung technisch zuverlässig und wirtschaftlich optimal.
Wie gehst du aktuell mit selten genutzten Daten um? Nutzt du bereits alle Zugriffsklassen von Azure Storage Account oder liegt bei dir noch alles im Hot-Tier?
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